Wandern in Nepal – Wichtige Tipps (Interview)

Aussicht Langtang mit Gebetsfahnen
Wandern in Nepal - ein Traumziel für viele

Vor der ersten Tour nach Nepal haben viele Fragen, was wohl auf sie zukommt. Ich habe heute mit einem Experten gesprochen, der ein paar wirklich super Tipps geben kann. Dil Sapkota arbeitet seit über 23 Jahren im Tourisumssektor in Nepal und hat seit 14 Jahren eine eigene Trekkingagentur, Adventure Glacier Treks & Expeditions. Miriam und ich haben schon mehrere Touren mit ihm und seiner Agentur gemacht und sind vollauf begeistert. Hier also seine Antworten auf meine Fragen

 

Interview mit Dil Sapkota

Miriam, Dil und Zaiane
Dil und Miriam auf unserer letzten Tour im Herbst

Wie bist du zum Tourismus gekommen? Wolltest du schon immer in diesem Bereich arbeiten?

 

 

Nein, definitiv nicht. Eigentlich wollte ich Lehrer in meinem Dorf in Dhading werden. Ich bin der zweitjüngste von acht Geschwistern und ging für meine College Ausbildung nach Kathmandu. Da meine Eltern mich aber nicht unterstützen konnten, musste ich mir das Geld dafür selbst verdienen, und irgendwann sagte ein Freund zu mir: Versuch doch mal als Porter zu arbeiten. Damals gab es noch keine Gesetze und Regeln, so dass die Träger manchmal bis zu 60kg tragen mussten – wirklich hart. Heute ist das Maximalgewicht 20kg. Mein erster Trek war dann der Ganesh Himal Trek, eine Campingtour. Mit den Jahren habe ich dann immer besser Englisch gelernt und konnte schließlich auch als Guide arbeiten. Als ich mein Studium abgeschlossen hatte, war für mich schon klar dass ich weiter im Tourismus arbeiten möchte.

 

Was ist deine Lieblingswanderung in Nepal?

 

 

Bis vor ein paar Jahren hätte ich noch gesagt Upper Mustang, aber jetzt mit dem Bau der Straße hat sich dort viel verändert. Jetzt würde ich sagen Manaslu und Tsum Valley. Die Kombination für mich ist dort einfach die beste, es gibt sehr authentische Dörfer, eine eigene alte Sprache, alte buddhistische Klöster und die Landschaft ist einfach noch unberührt. Wenn man dann nach Manaslu kommt hat man auch die tollen Aussichten auf die Berge, also einfach eine perfekte Kombination.

 

 

Was empfiehlst du Anfängern für die Auswahl des ersten Treks in Nepal? Die Auswahl ist ja so groß, dass viele Leute gar nicht wissen, wie sie sich da zurecht finden sollen.

 

 

Das kommt vor allem auf einige Punkte an: was für eine Wandererfahrung man machen möchte, was für Unterkünfte man haben möchte und wie lange man pro Tag wandern möchte. Die Jahreszeit spielt natürlich auch eine Rolle. Wenn es einem besonders wichtig ist, viele andere Wanderer zu treffen dann sind Ziele wie Tsum Valley oder Upper Mustang nicht das richtige. Andersherum, wenn man eher auf der Suche nach Einsamkeit und Ruhe ist, dann sind Annapurna und Everest wahrscheinlich eher das falsche.

 

In den bekannteren Trekkinggebieten sind die Unterkünfte oft besser, und es gibt auch mehr davon. In unerschlossenen Gebieten kann es eben sein, dass die einzige Unterkunft nur durch einen langen Tagesmarsch erreichbar ist und sehr einfach ist. Wenn man hier also höhere Ansprüche hat, sollte man eher auf die viel gelaufenen Routen zurückgreifen.

 

 

Was empfiehlst du Anfängern, die zum ersten Mal nach Nepal kommen?

 

 

Ich sage immer, dass es wichtig ist, 2 oder 3 Nächte in Kathmandu vor dem Beginn der Wanderungen einzuplanen. So kann man sich ausruhen, den Jetlag los werden und sich erst mal ein wenig eingewöhnen. Unsere Kultur in Nepal ist auch sehr anders als die in vielen europäischen Ländern oder Amerika, also macht es Sinn vorher schon etwas darüber zu lesen. Wenn man vorbereitet ist und es einordnen kann, sind viele Dinge nicht mehr so überraschend. Besonders fällt mir immer auf, dass viele Besucher von den Fragen überrumpelt sind: Wie alt bist du, was machst du, bist du verheiratet. Aber das ist eben unsere Kultur.

 

Auch sollte man wissen, dass hier in Nepal nicht immer alles genau so funktioniert, wie man es geplant hat. Man sollte daher nicht zu knapp planen und immer ein bisschen Zeit für Planänderungen lassen, so dass man flexibel sein kann.

 

 

Was ist die beste Zeit, um nach Nepal zu kommen?

 

 

Das kommt ganz auf die Person an. Also wenn man nur auf das Wetter guckt, dann ist die beste Zeit natürlich der Herbst. Das ist aber auch die Hauptsaison und es ist sehr viel los, Preise sind höher in dieser Zeit. Man hat allerdings auch die beste Sicht, alles ist noch grün, es finden viele Festivals statt und es gibt kaum Staub.

 

Wenn man eine Mischung aus einem kleineren Trek der nicht in die große Höhe geht und eine Tour des Landes macht, empfehle ich mittlerweile Dezember bis März. Die Sicht ist gut, es ist nicht viel los, und in den letzten Jahren war es auch nicht mehr so kalt im Winter. Dafür ist die zweite Hauptsaison, März bis April in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, es fängt oft schon früh an zu regnen und die Sicht ist nicht gut. Wenn dieser Trend anhält wird sich da sicherlich am Reisemuster etwas ändern.

 

Die Regenzeit würde ich nur nach Reisen nach Upper Mustang, Dolpo oder Simikot empfehlen, wo es wenig bis gar nicht regnet. Die Sicht ist natürlich trotzdem manchmal eingeschränkt.

 

 

Was sollten die Leute über das Wandern in Nepal wissen?

 

 

Ich denke, wir haben mehr sehr steile Berge, es geht mehr hoch und runter. Außerdem sind viele Weg über Steinstufen angelegt, die manchmal sehr schwierig zu erklimmen sind. Wir haben hier einen besonderen Begriff: Nepali flat. So richtig flach ist es in den Bergen nie, aber wenn es nur ein wenig hoch und runter geht nennen wir das nepali flat.

 

Auf manchen Wanderungen sind die Wege auch sehr eng und manche meiner Kunden haben mit sehr breiten Schuhen durchaus Probleme bekommen. Das sollte man vorher wissen.

 

Wie kann man sich auf eine Wanderung in Nepal vorbereiten?

 

Ich empfehle immer, auf jeden Fall eine lokale Agentur zu kontaktieren, oder jedenfalls eine die sehr gut vernetzt ist. Man braucht viele Detailinformationen und oft ändern sich die Gegebenheiten vor Ort spontan, durch Erdrutsche, neue Regulationen oder einfach das Wetter. Einen lokalen Kontakt zu haben hilft da sehr viel.

 

Natürlich sollte man sich vorher ein wenig vorbereiten und fit sein, damit man mit der Anstrengung später besser klar kommt. Man muss kein Bodybuilder sein, aber sollte schon ein gewisses Maß an Fitness mitbringen.

 

 

Was sollte man unbedingt mitbringen?

 

 

Wenn man sehr hohe Pässe überquert, dann sollte man auf jeden Fall seinen eigenen Schlafsack und seine eigene Jacke mitbringen, der man vertraut. Ansonsten kann man eigentlich alles an Ausrüstung in Kathmandu kaufen – nicht immer die gleiche Qualität wie in Europa, aber ausreichend. Ausrüstung zu leihen lohnt sich selten, der Preis ist meist sehr ähnlich wie der Kaufpreis. Auch elektronische Geräte wie Solaraufladegeräte etc. kann man mittlerweile in Nepal kaufen, hier ist der Preis aber teilweise sogar höher als in Europa.

 

Ein erste Hilfe Kit, persönliche Medizin sowie Hygieneartikel sollte man selbst mitbringen, es ist nicht immer garantiert dass man genau das findet, was man braucht.

 

Ist Nepal auch ein Land, in dem man mit Kindern gut wandern gehen kann?

 

 

Ja, ich denke schon. Ich habe viele Kunden, die mit ihren Kindern unterwegs sind und es gefällt ihnen immer sehr gut! Natürlich muss man eine entsprechend passende Wanderung aussuchen, aber dann kann es ein tolles Erlebnis sein.

 

 

Noch einige letzte Tipps für Nepalbesucher?

 

 

Ich empfehle meinen Kunden immer, sich in Kathamandu vom Flughafen abholen zu lassen durch einen Service des Hotels. Das ist zwar ein kleines bisschen teurer, macht das ankommen aber deutlich leichter. Man sollte auch genug Bargeld mitbringen, um das Visum zahlen zu können, da die ATMs am Flughafen nicht immer funktionieren.

 

Vorher sollte man sich gut informieren, ob nicht Feiertage während des Aufenthaltes stattfinden. Das ist natürlich einerseits sehr interessant, kann aber auch schnell zum Problem werden, da Büros geschlossen sind etc. Besonders wenn man Permits braucht, sollte man vorher wissen, wann die Büros auf sind. Besonders im Herbst ist das schwierig, dann gibt es besonders viele Feiertage.

 

Auf dem Trek sollte man meiner Meinung nach vermeiden, Wasserflaschen zu kaufen. Es gibt in Kathmandu und Pokhara Tabletten, mit denen man das Hahnwasser in den Bergen trinkbar machen kann, und so kann man viel Plastikverschmutzung vermeiden.

 

 

 

 

 

Vielen Dank für dieses Interview!

 

Habt ihr noch weitere Fragen zum Wandern in Nepal? Schreibt sie mir gerne und ich finde die Antworten!

 

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