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Warum du dir in Nepal auf keinen Fall einen Scooter leihen solltest

Miriam and Eva on the road :-)
Miriam and Eva on the road :-)

Seit fast einem Jahr fahren Miriam und ich ja jetzt schon in Nepal mit dem Scooter herum. Für uns ist dies eine riesengroße Erleichterung, da unsere Wohnung deutlich außerhalb der Ringroad liegt und unsere Bewegungsfreiheit vorher sehr eingeschränkt war. Ich habe immer ein Vermögen für Taxis ausgegeben und wir sind oft zu Hause geblieben, weil es einfach zu kompliziert war, in die Stadt zu kommen. Für uns ist der Scooter eine echte Bereicherung.

 

 

Jetzt habe ich aber schon mehrmals in Foren usw. den Ratschlag für Nepal Touristen gelesen: Leiht euch doch einfach einen Scooter. Und irgendwann ist mir klar geworden, dass ich wahrscheinlich mit unseren Bildern zu der Wahrnehmung beitrage, dass das eine gute Idee sein könnte. Also habe ich mich entschieden dazu mal einen Artikel zu schreiben – denn meine Meinung dazu ist ziemlich eindeutig.

 

Scooter in Nepal als Tourist?

Eigentlich ist die Frage „Ist es eine gute Idee, sich in Nepal als Tourist einen Scooter zu leihen?“ schnell beantwortet: NEIN. Auf keinen Fall! Bloß nicht. Da ich ja aber als schlechtes Beispiel voranschreite, werde ich hier nochmal ein paar mehr Worte machen, um meinen Punkt zu verdeutlichen.

 

Ich lebe jetzt seit sechs Jahren in Nepal, und auch wirklich erst letztes Jahr habe ich mich in der Lage gefühlt, hier zu fahren. Vorher habe ich mich nicht Mals auf ein Fahrrad getraut. Der Verkehr hier ist einfach zu anders und zu chaotisch, das ist kaum zu vergleichen mit dem was wir aus Europa oder auch Amerika kennen.

 

Da passt doch bestimmt noch ein Motorrad dazwischen
Da passt doch bestimmt noch ein Motorrad dazwischen
Plötzlich wird es eng...
Plötzlich wird es eng...

Linksverkehr oder Überallverkehr?

Offiziell ist in Nepal Linksverkehr – was für mich schon eine riesen Umstellung ist – inoffiziell würde ich eher sagen, es herrscht das Recht des Stärkeren. Eigentlich fährt jeder einfach da, wo Platz ist. Ob das links, rechts, auf dem Bürgersteig oder durch den Graben ist, ist eigentlich egal. Ich musste mich sehr daran gewöhnen, und als Tourist der gerade hier ankommt erscheint das ganze als ein unglaubliches Chaos, in das man sich auf keinen Fall motorisiert stürzen sollte.

 

Die Verkehrsdichte ist auch unglaublich. Vor allem zu Stoßzeiten wie morgens und nachmittags kommt es immer wieder zu ellenlangen Staus, vor allem vor Kreuzungen und Brücken. Man steht und steht, und die Roller und Motorräder quetschen sich noch in die kleinsten Räume zwischen den großen Bussen, PKW und LKW hindurch. Ich halte mich da immer ziemlich zurück, trotzdem kommt es immer wieder zu Situationen in denen man plötzlich quasi eingequetscht ist – und von hinten hupen dann die anderen Zweiräder, so dass man sich dann doch irgendwie durchmogeln muss.

 

Auch die Straßenqualität ist schlecht, es gibt viele Schlaglöcher und Steine auf der Straße. Wenn man nicht gewöhnt ist, mit Adleraugen Ausschau zu halten, kann so ein tiefes Loch schon gefährlich sein. Und manchmal ist auch einfach ein Gulli auf – die fortgeschrittene Variante des Schlaglochs. Vor allem im Dunkeln ohne Straßenbeleuchtung und mit dem Fernlicht der entgegenkommenden in den Augen ist das Ganze ein großes Abenteuer. Ich will gar nicht davon reden, in was sich die Straßen verwandeln, wenn es regnet…

 

Ein kleines bisschen Staub hat ja noch nie jemandem geschadet... Und im Regen dann eben Schlammschlacht
Ein kleines bisschen Staub hat ja noch nie jemandem geschadet... Und im Regen dann eben Schlammschlacht
Das hier ist keine Schotterpiste im Dorf sondern eine Hauptstraße in Kathmandu...
Das hier ist keine Schotterpiste im Dorf sondern eine Hauptstraße in Kathmandu...

Da war wohl was vergraben... Das blieb übrigens 3 Wochen so...
Da war wohl was vergraben... Das blieb übrigens 3 Wochen so...
Fahren in Kathmandu ist keine Lungenerholung
Fahren in Kathmandu ist keine Lungenerholung

Und dann sind da natürlich noch die Kühe, Hunde und Rikschkafahrer, die ganz plötzlich und ohne Vorwarnung auf der Straße auftauchen.Und natürlich die Luft... Die ist ein Problem ganz für sich allein, aber man ist eben nochmal doppelt betroffen, wenn man hinter einem stinkenden Truck herfährt.

 

Kühe gehören in Nepal zu den Verkehrsteilnehmern
Kühe gehören in Nepal zu den Verkehrsteilnehmern
Rikschka U-Turn mitten auf der Straße - da muss man mit rechnen
Rikschka U-Turn mitten auf der Straße - da muss man mit rechnen

Insgesamt also alles nicht einfach. Unsere Umstände verleiten mich dazu, auf dem Scooter durch Kathmandu zu fahren, Leuten die gerade hier ankommen und noch nicht mehrere Jahre auf den Straßen verbracht haben, würde ich dies aber auf keinen Fall raten. In Pokhara mag das Ganze ein kleines bisschen anders sein – der Verkehr ist viel weniger – aber auch dort finde ich es noch ziemlich gefährlich. Außerdem sind Taxis für unsere Verhältnisse ja ziemlich günstig und auch deutlich bequemer. Man ist geschützt vor Staub, Regen und Sonnenstrahlen und kann sich auch noch ordentlich unterhalten.

 

Was denkt ihr? Seid ihr schonmal in Nepal mit dem Roller unterwegs gewesen? Oder vielleicht in einem anderen Land, in dem der Verkehr erstmal total gruselig war? Ich würde mich über eure Erfahrungen und Geschichten sehr freuen!

 


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Kommentare: 7
  • #1

    Renate (Mittwoch, 12 Dezember 2018 19:47)

    Hallo Ihr beiden,
    ich würde nie im Traum daran denken, in Nepal mit dem Roller oder Fahrrad fahren zu wollen! Keine Ahnung, wie der Verkehr funktioniert. Dann lieber mit einem Auto mit Fahrer oder Bus.

    Liebe Grüße
    Renate

  • #2

    Eva (Donnerstag, 13 Dezember 2018 04:05)

    Hallo Renate,

    sehr gute Entscheidung :-). Aber du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Leute irgendwann denken, sie hätten das hier unter Kontrolle... Mit dem Auto ist es wirklich am besten, Busse sind ein Abenteuer für sich :-D.

    Viele Grüße aus Kathmandu,
    Eva

  • #3

    Urs (Donnerstag, 13 Dezember 2018 06:25)

    Ich kenne ja die Philippinen seit langem und fahre da auch Scooter, manchmal sogar Auto. Und im grossen und ganzen Teile ich deine meinung zum fahren als Tourist. Auch hier in den Philippinen gibt es immer wieder schlimme Unfälle, die nicht nötig wären, wenn die Strasse gewartet und die Leute ordentliche Fahrstunden nehmen würden. Als Tourist ist man in solch einem Verkehrsgewusel einfach total überfordert.
    Grüsse, Urs vom philippinen-blog.ch

  • #4

    Jürgen (Samstag, 15 Dezember 2018 12:14)

    Liebe Eva,
    dein Bericht ist wirklich realistisch und in ECHT so, wie beschrieben.
    War bereits x-mal in Kathmandu, aber es würde mir nie einfallen mich
    dem Verkehr auf einem Roller oder gar Fahrrad auszusetzen.
    Weiter viel Glück im Straßenverkehr und bleib unfallfrei.

  • #5

    Jenny (Freitag, 21 Dezember 2018 11:20)

    Das klingt mir total verdächtig nach Vietnam - geht es tatsächlich noch krasser?? Nachdem wir in Vietnam direkt an einem eben passierten tödlichen Unfall vorbeigefahren sind, habe ich aber generell nur noch wenig Interesse am Roller-Fahren...

    Liebe Grüße und schöne Weihnachten!
    Jenny

  • #6

    Philipp (Montag, 26 Juni 2023 09:54)

    Wenn man Probleme mit sowas hat, warum reist man dann überhaupt in solche Länder ? Hier herrscht halt Eigenverantwortung anstelle von Regulierung. Selbst muss man nachdenken, abschätzen und für sich selbst abwägen und entscheiden. Für Europäer und vor allem Deutsche unvorstellbar. Hier vergleiche mit anderen Ländern zu machen ist eher unangebracht. Ob man sich nun hier einen Roller oder gar ein Motorrad leiht, ist eher Einstellungssache als eine Frage der Gefahr. Nepal ist einfach Abenteuer auf dem Motorrad. Wer Angst hat lässt es lieber.

  • #7

    alex (Sonntag, 08 Oktober 2023 20:44)

    Nicht trotz, sondern wegen des Chaoses werde ich ein Motorrad dort mieten. Auf Bali hat es Riesenspass gemacht (zugegebenermassen nicht für die Lunge).