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Die Postojna Höhlen – Slowenien mit Kind

Tropfsteine in der Postojna Höhle
Unglaubliche Gebilde in der Postojna Höhle

Zu dritt quetschen wir uns in die schmale Bank des kleinen, offenen Zuges. Kalt weht der Wind aus dem schwarzen Loch herauf, das vor uns liegt und in welches es gleich hinunter gehen soll. Ob das mit der kurzen Hose wohl eine gute Idee war? Leises rumpeln vorne an der Lock, und schon geht es langsam los ins Dunkle. Erst fahren wir durch einen engen Tunnel, der mit Beton ausgekleidet ist. Naja, das ist ja jetzt nicht so spannend. Plötzlich öffnet sich der Raum für einen kleinen Moment nach oben. Was war das denn? Was hing denn da an der Decke? Noch um eine Kurve geht es in der Betonröhre, und dann glaube ich, ich träume. Vor uns öffnet sich eine riesige Tropfsteinhöhle durch die wir in irrem Tempo in dem kleinen Zug sausen, und ich bekomme den Mund vor Staunen kam noch zu.

 

Die Tropfsteinhöhlen von Postojna – Lohnenswert oder Touristennepp?

Obwohl ich jetzt schon seit bald 15 Jahren nach Slowenien fahre, war ich bis dieses Jahr noch nie in Postojna. Mit 18 bin ich beim Trampen zwar mal ganz in die Nähe gekommen und habe auch eine kleinere Höhle des Systems besichtigt, aber die Große hat mich irgendwie nie angezogen. Die Eintrittspreise waren ganz schön gepfeffert, und in den Infobroschüren sah das ganze immer mehr wie ein Freizeitparkt aus. Trotzdem wollten wir uns dieses Mal die große Höhle auch mal angucken, einfach um mal zu sehen, wie es ist. Viel erwartet habe ich ehrlich gesagt nicht, also war viel Luft nach oben. Und ich muss sagen, wir alle drei waren maßlos begeistert. Trotz des Drumherums hat sich die Höhle ihre Faszination bewahrt, und obwohl wir in einer großen Gruppe durch die Gänge gelaufen sind, hatten wir eine echt tolle Erfahrung. Aber erstmal von vorne.

 

Der Parkplatz an der Höhle ist sehr gut ausgeschildert und kostet 5 Euro für den ganzen Tag. Von dort geht es über eine Brücke in Richtung Höhle. Hier sind wir das erste Mail aufgehalten worden, weil wir uns für ein Paket entscheiden sollten. Neben der Höhle an sich gibt es noch ein Vivarium und eine Expo Höhle zum Thema Karst. Außerdem liegt ja ganz in der Nähe auch noch die Höhlenburg Predjama, und auch dafür kann man ein Kombiticket erwerben. Bei den Preisen die hier aufgerufen wurden, habe ich schon Bauchgrimmen bekommen – für Slowenien echt eine Hausnummer. Alle vier Sehenswürdigkeiten zusammen hätten 64,60 € für Erwachsene gekostet, nur Höhle und Burg 38,50 €. Kinder haben ungefähr 10 bis 15 Euro weniger bezahlt, je nach Paket. Wir haben uns dann für eine Kombi mit dem Vivarium dazu entschieden und gingen mit dem entsprechenden Infozettel zur Kasse. Wenn man längerfristig einen Besuch plant, macht es großen Sinn sich die Karten vorher online zu besorgen. Erstens muss man sich dann nicht an der Kasse anstellen und bekommt einen Platz in der Führung, die man gerne hätte, und es gibt oft auch günstigere Angebote.


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Ab in die Tiefe – die Postojna Höhle

Mit leerem Portemonnaie haben wir uns dann auf den Weg zum Eingang der Höhle gemacht, da unsere Führung schon bald anfangen sollte. Es gibt stündlich die Möglichkeit, in die Höhle zu gehen und man wird in Gruppen aufgeteilt. Bei uns gab es eine deutsche, eine englische, eine slowenische und eine italienische Gruppe, andere Sprachen wurden mit Audiohörern versorgt. Der Weg durch den Komplex ist schon sehr merkwürdig, hier bekommt man wirklich den Eindruck eines Vergnügungsparks aus den 80er Jahren. Pompöse Hotels reihen sich aneinander mit verschiedenen Cafés und Souvenirläden, und alles kostet drei bis viermal so viel wie landesüblich.

 

Eingang Höhle Postojna
Miriam und Annette auf dem Weg zum Höhleneingang

Am Eingang der Höhle mussten wir dann noch ein wenig warten, bis wir von unserem Führer zum Zug geführt wurden. In der Höhle selbst herrschen konstant 10 Grad Celsius, so dass man sich auf jeden Fall warm anziehen sollte – egal wie heiß es draußen ist. Für unvorbereitete werden noch Mäntel und Decken verliehen, und schon geht es in den kleinen Zug. Die Postojna Höhle ist mit 24 km die zweitgrößte besuchbare Schauhöhle der Welt. Auf der Tour kann man bis zu 5 km eindringen – 3 km mit dem Zug und den Rest zu Fuß. Es geht dann auch recht rasant in die Tiefe, und sobald man in der Tropfsteinhöhle ist bekommt man vor Staunen den Mund kaum noch zu. Die Räume durch die man fährt sind unglaublich hoch, und in der kurzen Zeit kann man gar nicht erfassen, was man alles sieht. An einige Stellen war ich der Überzeugung, es seien Tücher aufgehängt worden für bessere Effekte, erst später habe ich erkannt, dass auch dies eine Art Tropfstein war. Man durchquert auch den sogenannten Ballsaal, einen großen Raum mit einem aufwändigen Kronleuchter, in dem wirklich Veranstaltungen stattfinden. Hier zu klassischer Musik zu tanzen muss unglaublich sein. Miriam hat nur staunend in alle Richtungen geguckt und ist ganz still geworden.

 

Nach ca. 10 bis 15 Minuten im Zug kommt man an der Haltestelle an. Erstmal geht es ein wenig chaotisch zu, da die Gruppen sich erst sortieren müssen, aber dann geht es über ein sehr gut ausgebautes Wegesystem weiter in die Höhle. Ich war total überrascht, dass der Boden gar nicht rutschig war, aber da schein ein besonderer Belag drauf zu sein.

 

Drei Personen im Zug Postojna Höhle
Zu dritt passten wir knapp auf die Sitzbank des Zuges
Postojna Höhle
Nach dem Aussteigen dauert es ein bisschen, bis sich alle sortiert haben...

Über einen „Berg“ zur russischen Brücke

Zuerst muss man eine kleine Anhöhe erklimmen, von der aus man eine tolle Aussicht hat – ja, die Höhle ist so riesengroß, dass man in ihr eine Aussicht hat… Ich hätte an jeder Ecke stehen bleiben können, so toll fand ich die unglaublichen Formationen. Überall sprossen Stalagmiten und Stalaktiten aus den Höhlenwänden, und alle sahen irgendwie anders aus. Manche waren ganz spitz, andere flach, einige waren weiß, andere rot und alle Schattierungen dazwischen.

 

Auf der anderen Seite der Anhöhe ging es dann wieder runter in Richtung der russischen Brücke, die einen Teil der unschönen Geschichte der Höhle erzählt. Vor allem im ersten Weltkrieg war das Gebiet hart umkämpft, und immer wieder wurde versucht, die Höhle militärisch zu nutzen. Viele der Gänge wurden gegraben, um Soldaten und Material ungesehen verschieben zu können und vielleicht sogar hinter den feindlichen Linien wieder ans Tageslicht kommen zu können. Die Brücke, die zwei Teile des Höhlensystems verbindet, wurde im Ersten Weltkrieg durch russische Kriegsgefangene gebaut.

 

Postojna Höhle
Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus
Postojna Höhle
Der Weg führt durch die hohen Räume und jeder sieht anders aus


Auf der anderen Seite geht es weiter, durch den weißen Saal in den Spaghetti Saal, in dem besonders kleine Stalaktiten von der Decke wachsen. Diese besondere Art der Gesteinsformation wächst extrem langsam, und jeder Zacken ist mehrere 10.000 Jahre alt. Schließlich kommt man noch an einem kleinen Terrarium vorbei, in dem der berühmte Grottenolm lebt, der nur in den dalmatischen Karstgebieten vorkommt. Man endet die Tour in einer riesen Höhle, in der sogar Konzerte stattfinden. Dort steigt man schließlich auch wieder in den Zug, der die Besucher wieder zurück zum Eingang bringt. Insgesamt hält man sich ca. 1,5 Stunden in der Höhle auf und hat so genug Zeit, sie auf sich wirken zu lassen.

 



Unser Führer war sehr nett und wusste unglaublich viel. Ich muss zugeben, ich habe nicht alles mitbekommen da ich immer wieder stehen geblieben bin, aber Miriam war ihm immer auf den Fersen um auch die letzte Information aufzusaugen. Er hat alle ihre Fragen geduldig beantwortet und man merkte ihm an, dass Höhlen wirklich seine Leidenschaft sind.

 

Postojna Höhle
Manche Stalaktiten sehen aus die Tücher, die an der Decke hängen
Höhle Postojna
Die Tour endet in einem großen Saal, in dem auch Veranstaltungen statt finden

Die Höhle von Postojna – unser Fazit

Der Bericht ist jetzt schon lang, und ich könnte noch seitenlang weiter von der Höhle berichten. Der Besuch war echt faszinierend und trotz dem sehr kommerziellen Drumherum sogar für mich als Skeptikerin einfach nur toll. Ich habe vorher schon Tropfsteinhöhlen gesehen, aber nie etwas vergleichbares, und die Weite der Räume hat für einen ganz anderen Eindruck gesorgt. Es ist natürlich schon sehr teuer, aber für ein besonderes Erlebnis den Preis wert. Wenn wir noch einmal das Gebiet besuchen, werde ich mich glaube ich frühzeitig über eine ausgedehntere Führung in weitere Teile der Höhle bemühen – diese sind ziemlich problemlos auf der Homepage buchbar. Wenn man den Besuch auch noch mit der Höhlenburg Predjama kombiniert, hat man auf jeden Fall einen prall gefüllten Tag mit Abenteuer und faszinierenden Höhlenwelten.

 


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