Normalerweise ist das monatliche Landwirtetreffen nicht unbedingt mein Lieblingstermin, oft ist es anstrengend, man bekommt manchmal weniger Rückmeldung als man sich wünscht und es ist vor allem meistens sehr laut. Letzte Woche war jedoch alles anders, und ich hatte eine der schönsten Erfahrungen in meiner ganzen Zeit in Nepal.
Es fing schon damit an, dass schon um 10:15 Uhr alle Plätze besetzt waren. Normalerweise fangen die Leute so gegen 10:30 Uhr an einzutrudeln und wir können nicht vor 11 Uhr anfangen, diesmal war jedoch alles anders. Es hatte sich wohl rumgesprochen, dass wir am Vorabend 50 Decken ins Büro geschleppt hatten, und da wir die ja nicht alle für uns gebrauchen können haben die meisten wohl eins und eins zusammengezählt und darauf gehofft, dass diese verteilt werden. Kurz vor dem Treffen haben wir eine sehr große Einzelspende bekommen, die dies möglich machte.
Also nachdem wir also sogar fast pünktlich anfangen konnten, sind wir dann relativ zügig durch unsere Tagesordnung gekommen. Es wurde das Kiwitraining besprochen, das im Dezember noch stattfinden soll, welches Material zur Zeit gebraucht wird um die Blechhütten winterfest zu machen und welche Baumethoden im Dorf angewendet werden sollen, um Häuser erdbebensicher wieder aufzubauen. So langsam kommt auch bei den Landwirten die Erkenntnis an, dass von der Regierung wohl in den nächsten Monaten nichts kommen wird und sie auf sich gestellt sind. Was aber für mich total schön war, war dass es konstruktive Diskussionen mit großer Beteiligung gab, bei der es zu guten Ergebnissen kam. Manchmal bekommt man einfach keine Antwort, wenn man fragt was denn als nächstes zu tun sei, oder man löst einen Tumult aus der sich kaum mehr auseinanderdividieren lässt. Wie gesagt, diesmal war alles ganz anders und angenehm konstruktiv.
Ich hab dann noch einen super Witz gerissen, ohne es zu wissen… Wir haben über die verschiedenen Möglichkeiten gesprochen, wie man die Hütten wärmer machen kann bzw. Dach, Wände und Boden isolieren kann. Da das Metall kaum Wärmehaltekapazität hat, ist es sehr schwer die Räume auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Auch aus Deutschland hatte ich vorher Vorschläge und Tipps bekommen, unter anderem dass man ja Stroh verwenden könne. Eine Möglichkeit wäre natürlich, die Dächer einfach durch das Auflegen von Stroh zu isolieren, genauso für die Wände. Als ich dann aber vorgeschlagen habe, man könnte ja auch den Boden damit auslegen und dann mit Matten oder Teppichen bedecken, haben plötzlich alle angefangen, laut zu lachen. Nachdem Sita und Tilak sich dann auch irgendwann wieder beruhigt hatten, haben sie mir erklärt dass das die Art und Weise ist, wie in Kaule die Betten von schwangeren Frauen ausgelegt werden, damit die es schön warm haben. Vor allem die Männer fanden es natürlich zum Brüllen, dass ich vorgeschlagen habe, das ganze Haus so auszustatten…
Neben unseren circa 45 aktiven Mitgliedern, die jetzt auch da waren haben diesmal auch sieben neue Mitglieder teilgenommen. Für mich ist es immer eine weitere Bestätigung dafür, dass wir gute Arbeit machen und im Dorf angekommen sind, wenn wir neue Mitglieder bekommen und daher war dies ein besonderer Erfolg für mich!
Am Ende des Treffens konnten wir dann an alle Familien jeweils eine große, warme Decke austeilen. Für mich war es besonders schön zu sehen, wie sehr sich alle gefreut haben und wie viele glückliche Gesichter plötzlich überall zu sehen waren. Auch wenn unter normalen Umständen eine Decke vielleicht nichts Besonderes wäre, ohne Haus und mit dem Winter vor der Tür kann sie schon den Unterschied zwischen durchwachten und durchfrorenen Nächten und angenehmen Schlaf machen.
So anstrengend und frustrierend die Projektarbeit auch manchmal ist, in solchen Situationen wird mir immer wieder bewusst, warum es sich loht diesen Einsatz zu zeigen. Ich denke, auf den Bildern kann man gut erkennen, was ich meine. Diese Menschen haben dieses Jahr alles verloren, ihre Häuser, ihre Einkommensquelle, ihren Alltag und teilweise auch ihre Liebsten. Trotzdem strahlen sie eine unglaubliche positive Energie und Zufriedenheit aus, die ich mir oft für mich wünschen würde! Jedenfalls bin ich sehr glücklich, dass ich für eine Zeit Teil dieser Gemeinschaft sein kann und vielleicht wenigstens einen kleinen Beitrag leisten kann, die Herausforderungen denen die Menschen gegenüberstehen zu meistern.
Wir möchten natürlich auch noch – wenn möglich – weiteren Familien in Kaule Decken und Isoliermaterial zur Verfügung stellen. Eine Decke kostet ca. 25 Euro, man kann also mit relativ wenig Einsatz einer Familie durch den Winter helfen. Ich würde mich sehr freuen, wenn einige von Euch und dabei unterstützen. Wir sammeln Spenden über das Kaule e.V. Konto und Betterplace!
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