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Nachhaltigkeit beim Wandern –10 Tipps für Nepal

Nachhaltigkeit beim Wandern in Nepal

Nepal ist ein beliebtes Reiseziel für Wanderbegeisterte. Viele spannende Touren wie die Annapurna Runde, der Everest Base Camp Trek oder Langtang locken jedes Jahr tausende Besucher an. Besonders schön ist in Nepal die unglaubliche Natur – man wandert zwischen beeindruckenden 8000endern hindurch und kann ganz viele unterschiedliche Landschaften entdecken. Jedes Jahr kommen mehr Touristen – und mit den wachsenden Zahlen der Besucher wird natürlich auch der Einfluss auf die Umwelt größer. Obwohl die Menschen in die Berge kommen, um die Natur zu genießen, so hinterlassen sie oft doch unschöne Hinterlassenschaften. Jedes Jahr gibt es wieder erschreckende Berichte von den Müllmassen, die allein vom Everest geschafft werden müssen. Dabei sollten doch gerade Wanderer ein besonderes Bewusstsein für den Umweltschutz haben.

 

Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, ob eine Reise nach Nepal überhaupt nachhaltig sein kann. Der Flug ist natürlich sehr lang und verursacht viele Emissionen.  Es gibt hier einige Möglichkeiten, gegenzusteuern, insgesamt muss man aber meiner Meinung nach immer überlegen, ob der Aufwand gerechtfertigt ist. Für einen Kurzurlaub ist Nepal von Deutschland aus wohl nicht das richtige Ziel. Wenn man sich schon auf den Weg macht, sollte sich der Aufenthalt auch lohnen. Und auch vor Ort gibt es so einige Dinge, die man beachten kann, um nachhaltig(er) in Nepal wandern zu gehen.

 

Plastikflaschen vermeiden - Wasser filtern

Nachhaltigkeit beim Wandern in Nepal
Manchmal hat das Nachfüllen seine Tücken - morgens war die Tonne zugefroren...

Eine sehr gute Möglichkeit, unnötigen Plastikmüll zu vermeiden ist es, eine haltbare Wasserflasche mitzunehmen, die man immer wieder auffüllen kann. Die Wasserqualität auf den meisten Treks ist sehr gut, um sicher zu gehen sollte man aber auch noch einen Wasserfilter mitnehmen, mit dem man das Wasser säubern kann. Es gibt auch Tabletten, mit denen man das Wasser aus dem Hahn behandeln kann. Diese Tabletten sollte man aber zu Hause wenigstens einmal ausprobieren, da es sein kann, dass sie nicht vertragen werden. Aus eigener Erfahrung würde ich eher solche empfehlen, die auf Silberionen basieren (*) und von Chlor abraten – das riecht nicht gut und kann Kopfschmerzen und Magenprobleme verursachen.

 

Wir haben eine Flasche von Nalgene (*), die gefallen mir besonders gut, da die Öffnung groß genug ist, um sie auch gut säubern zu können – aber Vorsicht, das hat bei uns auch schon so einige Male zu Vollduschen geführt, wenn der Bus in dem wir saßen im falschen Moment angefahren ist… Auf unserem Trek zum Everest Base Camp hatte mein Vater diesen Wasserfilter (*) mit, und mit dem haben wir auch sehr gute Erfahrungen gemacht.

 

Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt ist das Mitnehmen einer Wasserflasche zum Wiederauffüllen aber auch sehr gut für den Geldbeutel. Flaschenwasser wird nämlich immer teurer, je höher man kommt. In den Teehäusern sollte man nachfragen, welchen Hahn man nehmen kann, manchmal gibt es unterschiedliche Quellen. Relativ sicher ist man immer, wenn man das Trinkwasser in der Küche abfüllt.

 

Energieverbrauch – Wärme und Licht

Je weiter man auf den Wanderungen nach oben kommt, desto kälter wird es. Das kann manchmal ganz schön unangenehm werden. Natürlich ist es immer schön, um einen bullig warmen Ofen im Gästeraum zu sitzen oder nach einem langen Tag eine heiße Dusche zu genießen, man muss aber auch bedenken, dass all dies Energie kostet. Die Duschen werden meistens mit Gas beheizt, das oft auf abenteuerlichen Wegen in die Teehäuser kommt. Öfen werden mit Holz oder Dung angefeuert.

 


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Manchmal ist es definitiv eine Überlegung wert, ob man wirklich so häufig Duschen muss, oder ob vielleicht eine Katzenwäsche am Morgen reicht. Genauso sollte man auf den Wanderungen einfach mal öfters früh in den warmen Schlafsack verschwinden, anstatt die Gastgeber dazu anzuhalten, den Gastraum bis spät zu beheizen. Auch wenn es natürlich nur einen kleinen Einfluss hat, wenn man als einzelner Wanderer auf eine Dusche verzichtet, so kann sich der Einfluss doch schon ganz schön summieren.

 

Auf einigen Wanderungen gibt es auch die Möglichkeit, die Schlafräume beheizen zu lassen. Das kostet wieder mehr Energie – ich finde, man sollte einfach einen warmen Schlafsack mitnehmen und sich im Zwiebelprinzip anziehen. Natürlich friert man manchmal auf einer Wanderung in Nepal, aber das gehört meiner Meinung nach auch dazu. Und so richtig schön eingemuckelt im Schlafsack ist es doch eigentlich auch am gemütlichsten.

 

Nachhaltigkeit beim Wandern in Nepal

Licht benötigt natürlich auch Energie, und man sollte diese sparen wo man kann. Die vielen Hinweise und Bitten, Lichter im Zimmer aus zu machen, wenn man nicht dort ist, sind ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl, dass viele Wanderer das wohl nicht so gut hinbekommen. Ein Problem ist oft, dass es nur zu bestimmten Zeiten am Tag Strom gibt. Kommt man nachmittags im Teehaus an, so ist oft noch kein Strom da – wenn man das nicht weiß, denkt man aber manchmal das Licht ist kaputt. Man klackert mit dem Schalter rum, denkt sich dann nichts weiter, und während man später unten im Gastraum sitzt und der Strom angeht, leuchtet dann plötzlich oben im Zimmer das Licht. Man sollte also darauf achten, die Schalter immer in der Position zu hinterlassen, in der man sie vorgefunden hat.

 

Wasser Sparen

Je nach Wanderung kann die Wasserversorgung ein großes Problem sein, und man sollte Wasser sparen wo immer es möglich ist. Kleine Maßnahmen wie den Wasserhahn beim Zähneputzen zudrehen oder auf das häufige Duschen verzichten, können einen großen Einfluss haben. Auch die Maßnahmen, die wir unten in Bezug auf die Essensbestellung besprechen, haben einen großen Einfluss auf den Wasserverbrauch und sollten in Betracht gezogen werden.

 

Hygieneprodukte

Auch bei der Auswahl der Hygieneprodukte sollte man genau überlegen, was man mitnimmt. In den Bergen gibt es kein gutes Abwassersystem, oft läuft das Abwasser von Dusche oder Waschbecken auf offene Felder oder Sickergruben. Die Seife oder das Shampoo, das man benutzt, kommt so in den Wasserkreislauf. Es gibt heutzutage viele Hygieneprodukte, die ökologisch abbaubar sind und keinen Schaden in der Natur anrichten – solche sollte man tunlichst auch verwenden.

 

Ich nutze mittlerweile auch zu Hause nur noch Haarseife von Karma Coffee. Diese ist auch rein natürlichen Produkten hergestellt, biologisch abbaubar und kommt ohne Plastikverpackung aus. Wenn man sich mal überlegt, wie viele Packungen Shampoo man in seinem Leben verbraucht und dann wegwirft, so kommt da schon ein ganz schöner Haufen Plastik zusammen. Und das trifft natürlich auch für Wanderungen zu, denn seien wir mal ehrlich – wie oft lässt man bei der letzten Dusche das Shampoo zurück, weil es entweder leer ist oder man es nicht mehr unterbringen kann/möchte. Und schon wieder ist ein Plastikstück mehr in den Bergen unterwegs.

 

Die Essensbestellung

Eine weitere Maßnahme, die den Energieverbrauch schmälert ist es, Essensbestellungen gleichzeitig aufzugeben und ähnliche Gerichte zu bestellen. Das klingt wahrscheinlich erstmal etwas komisch, der Einfluss kann sich aber durchaus summieren. Vor allem, wenn man in einer größeren Gruppe unterwegs ist, kommt es ja oft vor, dass Bestellungen Peu a Peu gemacht werden. Zuerst möchte einer einen Tee, zehn Minuten später der nächste einen Kakao und nach einer halben Stunde die Nachzügler zwei Kaffee. Abends isst der eine Reis, der nächste Nudeln und die Dritte eine Pizza. Dabei kommen die Leute in der Küche schon ganz schön ins Rotieren, und viele verschiedene Platten müssen benutzt werden.

 

Wenn aber Bestellungen koordiniert werden, und zum Beispiel statt 10 Tassen Tee zu unterschiedlichen Zeiten einmal eine Thermoskanne bestellt wird, so muss der Herd nur einmal an gemacht werden. Wenn sich alle auf Reisgerichte zum Abendessen einigen können, so reicht ein Topf.

 

Nachhaltigkeit beim Wandern in Nepal

Wenn man lokale Gerichte bestellt und sich auch bei der Getränkewahl etwas beschränkt, so kann man auch viele Ressourcen sparen. Es muss ja nicht immer eine Cola oder eine Fanta sein, die in Plastikflaschen oder Dosen kommt und vor allem auch noch den Berg hochgetragen oder -geflogen werden muss. Tee in verschiedenen Sorten ist in der Höhe meistens sowieso viel besser und gesünder. Wenn man sich auf lokale Gerichte und Getränke beschränkt, hat man auch noch den Vorteil, dass diese meist leckerer sind, da das Küchenpersonal die Rezepte besser beherrscht.

 

Wandern ist Wandern – nicht Fliegen

Als wir jetzt auf unserer Wanderung ins Everest Base Camp unterwegs waren, war ich ein wenig von einer neuen Entwicklung schockiert – immer mehr Menschen scheinen Helikopter als gute Ergänzung zu Wandertouren zu sehen. Das Gleiche gilt aber auch für Langtang und das Annapurna Basecamp. Ich meine hier nicht Leute, die evakuiert werden müssen oder auch bis nach Lukla fliegen, wenn das Wetter zu schlecht für Flugzeuge ist, sondern diejenigen die sich entweder das ganze Laufen sparen und bis zum Ziel fliegen, oder nur einen Weg laufen. Wir haben wirklich viele Leute getroffen, die nur sechs bis sieben Tage Zeit hatten und sich im Base Camp vom Helikopter haben abholen lassen.

 

Wenn die Zeit nicht reicht, eine Tour zu machen, dann sollte man es meiner Meinung nach sein lassen. Es gibt auch viele tolle kürzere Wanderungen, die man in Nepal machen kann. Helikopter stoßen nicht nur viele Schadstoffe aus, sondern verursachen auch einen unglaublichen Lärm, der die Natur auf viele Arten und Weisen beeinträchtigt. Stefan von Burning Feet hat dem Thema schonmal einen ganzen Artikel gewidmet.

 

Plastikverpackungen in Kathmandu lassen

Auch wenn man sagen kann, dass man auf diese Weise ein Problem nicht vermeidet, sondern eher verschiebt, so achte ich doch immer sehr darauf, keine unnötigen Plastikverpackungen mit auf die Wanderungen zu nehmen. In Kathmandu ist die Entsorgung zwar auch nicht ideal, aber immerhin besser, als dies in den Bergen möglich ist. Ich packe also vor unseren Wanderungen immer alles was geht aus und packe es in Dosen um, die mehrmals verwendet werden können. Diese kann man auch super nutzen, um zum Beispiel Wegzehrung für lange Wandertage unterzubringen – und kann auf die angebotenen Plastiktüten oder die Alufolie verzichten.

 

Leave no trace

Eigentlich sollte dies selbstverständlich sein, aber man sollte es trotzdem nochmal sagen – lasst nichts zurück. Die Möglichkeiten, dort oben Müll zu entsorgen sind sehr schlecht, man sollte also alles, was man mit hochbringt, auch wieder mit hinunternehmen. Plastikmüll sollte man sammeln und auch nicht unbedingt in den Teehäusern lassen, denn dort ist eine gute Entsorgung nicht immer gegeben.

 

Unterwegs heißt es aufpassen, dass man nichts verliert. Die Schokoriegelverpackung, die gerade noch in der Hosentasche war, fällt schnell mal raus und der Wind hat sie sofort – und wieder ein Stückchen Plastik mehr in der Natur.

 

Auch mit organischem Abfall sollte man aufpassen. Je höher man kommt, desto schlechter funktioniert die Kompostierung, eine Bananenschale die man in die Natur wirft kann dort also gerne mal einige Jahre überdauern. Das gleiche gilt natürlich auch für die Hinterlassenschaften von Toilettengängen in der Landschaft – ein Häufchen mit Toilettenpapier gekennzeichnet wird unter Umständen auch die Wanderer im nächsten Jahr noch grüßen. Organische Abfälle sollte man bis zum nächsten Pausenplatz mitnehmen und dort im Hauskompost entsorgen, bei unbedingt nötigen Toilettengängen ein kleines Loch graben und es abdecken. Toilettenpapier gehört nicht in die Natur, noch schlimmer sind allerdings Feuchttücher, die viele nutzen. Dies brauchen um einiges länger um abgebaut zu werden und enthalten Chemikalien.

 

Die Anreise

Der ökologische Fußabdruck fängt schon auf der Anreise zum Trek an. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, an den Ausgangspunkt für Wanderungen in Nepal zu kommen, die am meisten genutzten sind wohl der Bus, private Jeeps und Autos oder Flugzeuge. Wenn möglich, sollte man wohl Flugzeuge vermeiden (in Nepal nicht nur wegen dem Einfluss auf die Umwelt…) – von Helikoptern haben wir ja oben schon gesprochen. Wenn man einen privaten Jeep mietet, sollte man darauf achten, dass dieser voll ist – ein Wagen mit acht Sitzplätzen sollte nicht halb leer losfahren. Am umweltfreundlichsten ist wohl der Bus, obwohl die sicherlich auch keinen Abgastest überstehen würden. Am allerbesten läuft man also so weit wie möglich unten los, wenn dies möglich ist.

 

Lokale Agenturen nutzen

Der letzte Punkt betrifft nicht so sehr die ökologische Nachhaltigkeit, sondern eher die soziale. Wenn man für Wanderungen in Nepal einen Führer oder Träger braucht, so sollte man darauf achten, mit lokalen Agenturen zusammen zu arbeiten, die darauf achten, dass Einnahmen auch bei den Menschen vor Ort ankommen. Die Mitarbeiter sollten gut behandelt werden und gut abgesichert sein. Der günstigste Preis sollte nicht immer den Ausschlag geben und man sollte sich durchaus immer über die Hintergründe der Veranstalter informieren.  

 

Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Adventure Glacier Treks & Expeditions gemacht. Socialtours ist ein Reiseveranstalter, der die soziale Verteilung ihrer Profite schon im Namen hat und sich auch sehr für ökologische Themen engagiert.

 

Dies sind unsere Tipps zu mehr Nachhaltigkeit beim Wandern in Nepal. Für Tipp für die Nachhaltigkeit beim Reisen in Nepal allgemein, gibt es einen tollen Artikel bei von Susanne bei Flügge – schaut doch mal vorbei.

 

Was macht ihr auf euren Wandertouren, um den ökologischen Fußabdruck kleiner zu halten? Ich freue mich sehr auf weitere Anregungen und Ideen!

 

 

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Kommentar schreiben

Kommentare: 3
  • #1

    Ulrike (Mittwoch, 15 Mai 2019 07:45)

    Schöner Artikel. Ich bin schon 1992 am Annapurna gewandert. Da gab eine ganze Liste, was man beachten sollte, um einigermaßen umweltverträglich zu wandern. Aber ich habe den Eindruck, dass der Egoismus immer schlimmer wird. Allerdings war ich auch froh, dass ich nach ersten Anzeichen von Höhenkrankheit mit einem kleinen Flugzeug nach Pokhara zurückkehren konnte.
    LG
    Ulrike

  • #2

    Eva (Mittwoch, 15 Mai 2019 07:51)

    Liebe Ulrike,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Ja, oft packt man sich echt an den Kopf, wenn man sieht was die Leute auf dem Weg alles so machen...
    Flugzeuge und Hubschrauber haben auf jeden Fall ihre Rolle, vor allem in Notfällen. Ich denke nur, sich zum Basecamp hochchoppern zu lassen nur um mal dagewesen zu sein ist nicht das Wahre...

    Viele Grüße aus Kathmandu,
    Eva

  • #3

    Jenny (Mittwoch, 15 Mai 2019 15:59)

    Dein Wort in Gottes Ohr - der Trend, seine Wanderung bequem per Helikopter abzukürzen, scheint mir da allerdings ein ganz schlechtes Omen zu sein... Ich drücke Nepal die Daumen, dass es der Staat rechtzeitig schafft, diese Touristenschwemme in geordnete, verträgliche Bahnen zu lenken. Diese wunderschöne Natur muss unbedingt erhalten bleiben - und ihr habt so ein Glück, sie zusammen entdecken zu können :-)

    LG
    Jenny